Dresdner Neueste Nachrichten am 14./15. März 2009, S.11 (Norbert Seidel)

Raue Sehnsucht in dunklem Samt

Herzz stellen ihre erste EP im E2 vor

Immer wieder in den letzten Monaten und mittlerweile auch schon Jahren sind sie hier und da auf kleineren Bühnen vor allem in Dresden aufgetaucht und begeisterten nicht zuletzt zur letzten BRN mit ihrem sehnsüchtigen Stoff, der in der Essenz gar nicht unbedingt so stringent retro-orientiert ist, wie er von der Band gern angepriesen wird. Herzz ist die Band von Tobias “Herzz” Hallbauer, der sich bereits seit Jahren einen Namen als au§ergewöhnlicher Klangkünstler, Hörspielartist im besten Sinne und nun auch als Sänger und Komponist macht. Gemeinsam mit Stefan Mieth an der Leadgitarre sowie Stoffel Fuhrmann am Schlagzeug und Jörg Schittkowski am Bass (beide spielten einst u.a. bei Automatic Noir) teilt er die Vorliebe für die Poesie-Klang-Chemie von Künstlern in einem Spektrum zwischen Velvet Underground, Nico und Joy Division. Liebe also zu dunklen Vorvätern der elektronischen Unterkühlung, zu Worten, mit deren Sehnsucht es sich herrlich zu leiden oder auch zu schwärmen versteht - lyrische “Unterstützung” kommt dabei von William Blake, Edgar Allan Poe. Was aufs erste Ohr so konzertriert nach reiner Vorbildverehrung klingt, mutiert konzertant wie auch auf dem nun erscheinenden Tonträger zu einem durchaus homogenen, eigenen Gebilde, in dem sich die allesamt im Independent-Bereich erfahrenen Musiker mit ganzem Herz(z) spürbar wiederfinden. Die genannten Referenzen treten als Pfeiler für ein Sprungtuch in Erscheinung, von dem sich aus Songs und Coversongs wie “Kleid” (Herzz) oder “She’s lost control” (Joy Division) ins Blaue bzw. Graue hinaufkatapulieren. Denn eine gewisse New-Wave-Sozialisation ist an den Bandmitgliedern auch nicht spurlos vorbeigegangen. “Little Sister” (Cale/Reed) möchte man beinahe eine gewisse klassische U2-Nähe unterstellen. Doch gleich, ob man als Zuhörer die wunderbaren, einzelnen Elemente von Herzz im Kopf vermengen mag, will oder vielleicht doch nicht kann - zu einer solchen atmosphärischen Live-Dichte haben es jedenfalls in Dresden bislang kaum andere Bands gebracht.

Black Magazin Ausgabe 50.2009, S.8-9 (Marco Fiebag)

Interview Black Magazin

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